Schrecklich schön
Der Fotokünstler Markus Brenner hat mit seiner Kamera Szenen in einem Haus festgehalten, das noch Stunden zuvor fürchterlich gebrannt hatte. Ein verstörender und trauriger Moment, der ihn offenbar nicht nur tief bewegt, sondern auch inspiriert hat…
M.B. Direkt nach dem Feuer stand ich fassungslos vor dem einstigen Verlagsgebäude und traf dort zufällig auf den Architekten, der in der Brandnacht vor Ort die Rettung für die Fassade eingeleitet hatte.
Meiner Bitte, zum Fotografieren hineinzudürfen, wurde im Zusammenhang mit der Dokumentation für die Versicherung nachgegeben. Im Moment, als ich das Gebäude betrat, begriff ich sofort, welche Gegensätze hier visuell aufeinanderstießen. Dem totalen Verlust standen Szenen gegenüber, die fast schon poetisch waren und an eine Filminszenierung erinnerten. Schrecklich und schön zugleich und so paradox es erscheinen mag, auf eine Art auch faszinierend.
Was erwartet die Besucher?
M.B. Mich haben jene Räume interessiert, in denen das Feuer nicht direkt gewütet hat, in denen die Katastrophe, das Unheil jedoch spürbar war. Das waren die Räume des hier beheimateten Möbelhauses. Wir wissen beim Anblick der Bilder nicht sofort: Ist die Katastrophe, die wir sehen, inszeniert, oder ist sie real? Ausstellungsbesucher sehen nun großformatige Bilder von versehrten Wohnszenen; Möbel, Leuchten, Dekorationsartikel – Grüße einer verlorenen Welt. Die Welt von gestern ist noch da, doch sie ist eben auch schon dahin.
Hat sich bei Ihnen etwas verändert, während Sie dieses Projekt fotografiert haben?
M.B. Mich hat der Brand dieses schönen Hauses erschüttert – vielleicht, da derzeit ohnehin so viele Sicherheiten über Bord gehen und die Welt sich neu ausrichtet.
Solch ein Brand ist für alle Betroffenen schrecklich und hat alle Konstanzer bis heute sehr betroffen gemacht. Ich bin selbstverständlich froh, dass hier niemand verletzt wurde, dass alle heil rauskamen. Ich habe bewusst nicht in den privaten Wohnungen fotografiert, sondern ausschließlich in den Räumen des Möbelhauses. Ich möchte mit meinen Arbeiten gern zeigen, dass auch im Schrecklichen etwas Schönes steckt und ein Neuanfang zu ahnen ist.
Ihre Arbeiten wirken fast wie Bühnenbilder…
M.B. Ich habe, wenn man so will, Regie geführt an einem Ort, an dem, wegen der Auflagen der Versicherung, nichts verschoben und arrangiert werden durfte. Ich habe auch kein zusätzliches Licht verwendet. Aber ich habe Perspektiven gefunden, die nach strenger Regie aussehen.
Zudem liegt die Brandasche wie ein Pigment über den Dingen. Sie macht glänzende Oberflächen matt und malerisch, dimmt das Licht. Sie gehört zur Ästhetik und ist daher wichtig, man kann den Brandgeruch förmlich sehen.